Lange, sehr lange, ist hier so gut wie nichts passiert. Ein Teil der 
Erklärung ist ganz einfach Faulheit, ein weiterer zu wenig Zeit, die ich
 anderweitig verplant hatte und dann ist da noch... vieles, das sich in 
meinem Kopf bewegt hat und auch weiterhin bewegt. Erst recht in jüngster
 Vergangenheit. Ich versuche mich im folgenden mal daran, etwas davon 
einigermaßen verständlich niederzuschreiben (ohne Garantie auf 
tatsächliches Verständnis!).
Vor demnächst anderthalb Monaten bin 
ich nun tatsächlich 30 Jahre alt geworden. Und ich lebe immer noch, also
 geht es direkt auf ins nächste Jahrzehnt. To the stars and beyond! Nun,
 vielleicht nicht ganz, noch nicht.
Den Wechsel von der zwei zur 
drei in der Zehnerstelle habe ich als Anlass genommen, zurückzublicken auf das, was war und mich ebenso zu fragen, was sein wird. Dabei wurde 
mir nur allzu deutlich, dass ich im Grunde gar nicht ganz zufrieden bin 
mit meiner Situation; trotz der Tatsache, dass es mir augenscheinlich 
nicht schlecht geht - ich bin gesund (mal von meinem rechten Knie 
abgesehen, die Diagnose steht da allerdings noch aus), ich habe einen 
gut bezahlten Job, der durch die Reisen sogar hier und da noch mehr 
abwirft, ich habe eine (für eine Person) relativ große (und meiner 
Meinung nach ganz passabel eingerichtete) Wohnung, die sogar mein 
Memorabileum beherbergt, mein Auto fährt mich auch von A nach B und 
generell kann ich mir eine ganze Menge leisten, ohne wirklich darüber 
nachdenken zu müssen.
Man sollte meinen, ich müsste doch ziemlich 
glücklich sein, oder etwa nicht? Auf der einen Seite ist dem 
selbstverständlich so, da mir durchaus bewusst ist, dass es nicht nur 
genügend Leute gibt, denen es längst nicht so gut geht wie mir, sondern 
ich aufgrund der Tatsache, bisher keine größeren Verpflichtungen 
eingegangen zu sein, meine Unabhängigkeit eben auch vollends auskosten 
kann. Das hilft zudem außerordentlich dabei, die Maske der ewigen 
Blödelei aufzubehalten. Muss ja nicht jeder wissen, wie es in Wirklichkeit hinter der Fassade aussieht (es soll ja auch Leute geben, 
die nur sehr schlecht mit der Wahrheit umgehen können). Bis dahin also alles im grünen Bereich. Allerdings gibt es da ja immer noch die 
berühmte Kehrseite der Medaille.
Während meiner 
Auslandsaufenthalte ist es mir nun schön öfter passiert (und wird es in 
nächster Zukunft gleich zweifach schon wieder passieren), dass ich 
geplante oder gebuchte Events verpasst habe und beispielsweise 
Konzertkarten unter Wert verkaufen musste. Einmal in zwei Jahren ist 
sowas nervig, aber noch erträglich. Öfter wird es dann unangenehm und 
sorgt für miese Laune. Und dann kommen dazu ja noch Geburtstagspartys, 
Einweihungsfeiern, Kinobesuche, Barabende, Clubnächte oder einfach ganz 
generell Treffen mit Freunden zu Anlässen jedweder Art. Es ist dann zwar
 nett, informiert zu werden, was ich mal wieder verpasst habe, nur hätte
 ich es am liebsten ja gar nicht erst verpasst. Seit dem fast 
dreimonatigen Aufenthalt in Japan ist mir klar geworden, dass ich das 
nicht ewig werde durchhalten können. Dafür bin ich dann doch nicht der 
Typ. Mittlerweile bin ich auch an einem Punkt angelangt, an dem ich mich
 frage, bis wann ich noch etwas ändern kann. Mich verändern kann. Wie 
lange ich damit noch warten, wie viel Zeit ich noch ungenutzt 
verstreichen lassen soll. Den Vorwurf des Phlegmatismus muss ich mir 
durchaus berechtigt gefallen lassen. Aus diesem Grund kreisen momentan viele Gedanken in meinem Kopf umher, was einer der Gründe dafür ist, 
dass ich seit über einem Monat so ziemlich keine einzige Nacht mehr 
durchgeschlafen habe. Immerhin habe ich schon angefangen, Ideen zu 
sammeln und zu sichten, Überlegungen anzustellen und werde versuchen, 
daraus so schnell wie möglich konkrete Pläne zu entwickeln.
Ein 
weiterer Grund für Nächte voller Herumgewälze und nicht einschlafen 
können ist meine Unfähigkeit, mir selbst vergeben zu können. Ich hab 
schon so einige Fehler gemacht, Dummheiten begangen... Menschen 
verletzt. Diese Erinnerungen, gerade an letzteres, sind scheinbar tiefer
 und gründlicher in mein Erinnerungsvermögen eingebrannt als die 
angenehmen Momente, denn gerade sie sind besonders penetrant und 
erscheinen äußerst lebhaft, sobald ich meine Augen schließe. Mein Gehirn
 besitzt die vorgeblich unglaublich nutzbringende Fähigkeit, negative Ereignisse meines Daseins bis in kleinste Detail zu speichern, mich aber
 wohltuende, angenehme und schöne Momente nur verschwommen erinnern zu 
lassen. Keine wirkliche Errungenschaft. Wenn ich dann noch bedenke, dass
 meine Fehler sich logischerweise nur vermehren können... Mir selbst 
gegenüberstehend lässt sich das sehr einfach erklären, beziehungsweise 
rechtfertigen: Warum sollte ich für das Leid, welches ich anderen 
zufügte, nicht mindestens ebenso sehr selbst leiden müssen? Also quäle 
ich mich selbst mit Bildern aus meiner Vergangenheit, die mir zeigen, 
was für ein miserabler Kerl ich doch sein kann. Ein ekelhaft ätzender, 
vor Zynismus und Bitterkeit triefender Pessimist, nur darauf bedacht, 
seine ach so harte Schale aufrecht zu erhalten, damit nur ja niemand an 
den zerbrechlichen Kern käme. Blöd nur, dass die Stacheln, die auf der 
verhärteten Schale sitzen, nicht nur nach außen ragen. Es ist fast 
schmerzhaft, das selbst niederzuschreiben und noch einmal zu lesen. Ich 
finde es, auf eine sehr morbide Art, extrem faszinierend, wie ein 
emotionaler Zustand, eine rein psychische Wahrnehmung, einen physisch 
erlebbaren, tatsächlich spürbaren Schmerz auslösen kann, wie zum 
Beispiel Druck auf der Brust oder einen Stich im Brustbereich, ein 
flaues Gefühl im Magen, das einem sämtlichen Appetit nimmt, oder 
einem glatt den Atem nehmen kann. Das selbst zu erleben ist weniger 
faszinierend, denn unangenehm, nichtsdestotrotz zeigt es doch die 
eigentliche Stärke der menschlichen Psyche. In manchen Momenten sollte 
ich froh sein, dass sie nicht noch stärker ist. Ebenso sehr könnte ich 
mich selbst permanent ohrfeigen, nur würden dann die Flecken in meinem 
Gesicht unschöne Fragen aufwerfen. Die Blicke kenne ich nur zu gut und 
vermeide derartiges also. Bloß unauffällig bleiben.
Ich denke, und
 ich behaupte sogar allen Ernstes, dabei, ziemlich im Gegensatz zu 
meinem sonstigen Auftreten, nicht zu übertreiben, dass ich durchaus 
berechtigt die Behauptung aufstellen kann, in den bisher erlebten Beziehungen kein besonders passabler oder auch nur aktiver Partner 
gewesen zu sein. Allzu meist zeichnete ich mich dadurch aus, meine 
Freundin lediglich als ein Anhängsel zu betrachten, auf sie herabzusehen
 oder gar gänzlich zu ignorieren (mit letzterem machte ich besonders auf
 Feiern (Hochzeiten!) von mir reden...). Natürlich kenne auch ich das 
Sprichwort "Hinterher ist man immer schlauer". Dies wissend sollte man 
annehmen, ich wäre vielleicht lernfähig, würde mich oder mein Verhalten 
sogar verändern. Nur ist mir diese Übertragungsleistung bisher nicht gelungen. Immerhin ist mir schon der Schritt der Selbsterkenntnis 
geglückt und ich kann mich aufgrund dessen richtig schön scheiße fühlen.
 Nur zurecht, wie ich meine. Manchmal wünsche ich mir ein paar Klone von
 mir für meinen Keller. Einfach, um mal der ganzen aufgestauten Wut Luft
 machen zu können. Allerdings hätte ich wiederum wenig Lust, dauernd die
 Sauerei in Ordnung bringen zu müssen.
So oder so, ich bitte 
hiermit ganz öffentlich um Verzeihung. Untypisch für mich, ich weiß. Ein
 weiterer Fehler meiner Person. Mir ist bewusst, dass sich Fehler aus 
der Vergangenheit nicht ungeschehen machen lassen. Ebenso sehr weiß ich,
 dass sich manche Dinge nicht vergeben lassen können, um nicht in 
Vergessenheit zu geraten, aus der Gefahr heraus, wiederholt zu werden. 
Dennoch ist dies ein Versuch, durch das Veröffentlichen dieser Dinge, 
die in mir vorgehen, mich zu einem winzigen Teil eben davon zu befreien.
 Ob es klappt oder nicht, wird sich zeigen müssen. Dem Egoisten in mir 
ist es auch egal, wie die Reaktionen hierauf ausfallen werden. Ich 
könnte mir vorstellen, dass es ein wenig schockierend wirken mag. Doch es fühlt sich an, als würde ich permanent auf den Scherben, in denen ich so vieles zurückgelassen habe, herumkauen
 und es wird der Tag kommen, an dem ich einen großen Schwall geronnenen 
Blutes kotzen werde. Es ist nicht unbedingt so, als würde ich diesen 
Zeitpunkt herbeisehnen. It's a little like kicking my own teeth in, and 
considering the "enjoyment" I feel being at the dentist's, it is not 
quite the pleasure. Even though somebody said one should not weep for roads untraveled,
 I am still pulling this through. One thing I had to figure out over 
time is that I am by far not the "lone wolf" kind of guy I often pretended to 
be. For every time I told myself to not be in need of anybody by my 
side, I was wrong, so very, very wrong. There is a good reason why I 
cannot stand the silence of my home and I turn on the music as fast as I
 can whenever I get back to my flat. Nur wenig ist schmerzhafter als die
 drückende Stille, die sich manchmal anfühlt wie unendlich viele Schreie
 in einem brüllenden Crescendo vereint. Die Disharmonie lässt grüßen. Es
 hat schon einen Grund, warum ich vor längerer Zeit mal einen Nickname 
namens Lord_Solitude hatte. In one word, it explains pretty much how I 
feel inside at times. Just so hollow, so... lonely, simply put. Like there is nobody who really understands me all the way, completely, who really ever will fill the gap I feel in my chest. That connection would have to go all the way through to me, piercing all the shitty shell I built, totally skin deep. Actually, I am a little bit afraid, because
 I have not the slightest idea what might happen to me in that moment. 
Still, I guess it would be more than worth the risk trying it.
Das ist jetzt doch schon wieder ganz schön lang geworden. Und man mag es als leicht emotional interpretieren können. Auch meine Neigung zur Verbindung von Musik und Emotionen habe ich wieder zur Genüge zum Ausdruck gebracht. Provokative Aussagen ist man von mir wahrscheinlich gewohnt, dennoch bin ich gespannt, ob und wenn ja, welche Reaktionen dieser Post hervorrufen mag. Hoffentlich muss ich nicht glücklich darüber sein, mich gerade in etwas weiterer Entfernung aufzuhalten...
Und
 ja, Teile dieses Posts sind unter Einfluss von Alkohol entstanden. Wem 
das seltsam vorkommen mag, dem empfehle ich ausdrücklich, sich mal ein 
paar Interviews mit Stephen King zu Gemüte zu führen. Mal davon 
abgesehen hätte ich die eine oder andere Sache sicher niemals in der Art niedergeschrieben. Wie ich an anderer Stelle schon mal erwähnte, Alkohol
 wirkt als Emotionsverstärker, nur eben ohne die Garantie, dass es in die richtige Richtung wirkt.
Du hast also mein Blog gefunden. Ob durch Zufall oder Absicht, du bist jetzt hier. Bleib gerne ein Weilchen und schau dir an, was ich so zu virtuellem Papier gebracht habe. Das wird vermutlich nicht immer deinen Geschmack oder dein Interesse treffen. Vielleicht ist ja der eine oder andere Post dabei, der dich zum Schmunzeln oder sogar zum Lachen bringt, dich zum Nachdenken anregt oder dich im Zweifel einfach nur verstört am Kopf kratzen lässt. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Rezipieren!
 
