Sonntag, 5. Mai 2013

Admittedly wrong, and very much so

Lange, sehr lange, ist hier so gut wie nichts passiert. Ein Teil der Erklärung ist ganz einfach Faulheit, ein weiterer zu wenig Zeit, die ich anderweitig verplant hatte und dann ist da noch... vieles, das sich in meinem Kopf bewegt hat und auch weiterhin bewegt. Erst recht in jüngster Vergangenheit. Ich versuche mich im folgenden mal daran, etwas davon einigermaßen verständlich niederzuschreiben (ohne Garantie auf tatsächliches Verständnis!).
Vor demnächst anderthalb Monaten bin ich nun tatsächlich 30 Jahre alt geworden. Und ich lebe immer noch, also geht es direkt auf ins nächste Jahrzehnt. To the stars and beyond! Nun, vielleicht nicht ganz, noch nicht.
Den Wechsel von der zwei zur drei in der Zehnerstelle habe ich als Anlass genommen, zurückzublicken auf das, was war und mich ebenso zu fragen, was sein wird. Dabei wurde mir nur allzu deutlich, dass ich im Grunde gar nicht ganz zufrieden bin mit meiner Situation; trotz der Tatsache, dass es mir augenscheinlich nicht schlecht geht - ich bin gesund (mal von meinem rechten Knie abgesehen, die Diagnose steht da allerdings noch aus), ich habe einen gut bezahlten Job, der durch die Reisen sogar hier und da noch mehr abwirft, ich habe eine (für eine Person) relativ große (und meiner Meinung nach ganz passabel eingerichtete) Wohnung, die sogar mein Memorabileum beherbergt, mein Auto fährt mich auch von A nach B und generell kann ich mir eine ganze Menge leisten, ohne wirklich darüber nachdenken zu müssen.
Man sollte meinen, ich müsste doch ziemlich glücklich sein, oder etwa nicht? Auf der einen Seite ist dem selbstverständlich so, da mir durchaus bewusst ist, dass es nicht nur genügend Leute gibt, denen es längst nicht so gut geht wie mir, sondern ich aufgrund der Tatsache, bisher keine größeren Verpflichtungen eingegangen zu sein, meine Unabhängigkeit eben auch vollends auskosten kann. Das hilft zudem außerordentlich dabei, die Maske der ewigen Blödelei aufzubehalten. Muss ja nicht jeder wissen, wie es in Wirklichkeit hinter der Fassade aussieht (es soll ja auch Leute geben, die nur sehr schlecht mit der Wahrheit umgehen können). Bis dahin also alles im grünen Bereich. Allerdings gibt es da ja immer noch die berühmte Kehrseite der Medaille.
Während meiner Auslandsaufenthalte ist es mir nun schön öfter passiert (und wird es in nächster Zukunft gleich zweifach schon wieder passieren), dass ich geplante oder gebuchte Events verpasst habe und beispielsweise Konzertkarten unter Wert verkaufen musste. Einmal in zwei Jahren ist sowas nervig, aber noch erträglich. Öfter wird es dann unangenehm und sorgt für miese Laune. Und dann kommen dazu ja noch Geburtstagspartys, Einweihungsfeiern, Kinobesuche, Barabende, Clubnächte oder einfach ganz generell Treffen mit Freunden zu Anlässen jedweder Art. Es ist dann zwar nett, informiert zu werden, was ich mal wieder verpasst habe, nur hätte ich es am liebsten ja gar nicht erst verpasst. Seit dem fast dreimonatigen Aufenthalt in Japan ist mir klar geworden, dass ich das nicht ewig werde durchhalten können. Dafür bin ich dann doch nicht der Typ. Mittlerweile bin ich auch an einem Punkt angelangt, an dem ich mich frage, bis wann ich noch etwas ändern kann. Mich verändern kann. Wie lange ich damit noch warten, wie viel Zeit ich noch ungenutzt verstreichen lassen soll. Den Vorwurf des Phlegmatismus muss ich mir durchaus berechtigt gefallen lassen. Aus diesem Grund kreisen momentan viele Gedanken in meinem Kopf umher, was einer der Gründe dafür ist, dass ich seit über einem Monat so ziemlich keine einzige Nacht mehr durchgeschlafen habe. Immerhin habe ich schon angefangen, Ideen zu sammeln und zu sichten, Überlegungen anzustellen und werde versuchen, daraus so schnell wie möglich konkrete Pläne zu entwickeln.
Ein weiterer Grund für Nächte voller Herumgewälze und nicht einschlafen können ist meine Unfähigkeit, mir selbst vergeben zu können. Ich hab schon so einige Fehler gemacht, Dummheiten begangen... Menschen verletzt. Diese Erinnerungen, gerade an letzteres, sind scheinbar tiefer und gründlicher in mein Erinnerungsvermögen eingebrannt als die angenehmen Momente, denn gerade sie sind besonders penetrant und erscheinen äußerst lebhaft, sobald ich meine Augen schließe. Mein Gehirn besitzt die vorgeblich unglaublich nutzbringende Fähigkeit, negative Ereignisse meines Daseins bis in kleinste Detail zu speichern, mich aber wohltuende, angenehme und schöne Momente nur verschwommen erinnern zu lassen. Keine wirkliche Errungenschaft. Wenn ich dann noch bedenke, dass meine Fehler sich logischerweise nur vermehren können... Mir selbst gegenüberstehend lässt sich das sehr einfach erklären, beziehungsweise rechtfertigen: Warum sollte ich für das Leid, welches ich anderen zufügte, nicht mindestens ebenso sehr selbst leiden müssen? Also quäle ich mich selbst mit Bildern aus meiner Vergangenheit, die mir zeigen, was für ein miserabler Kerl ich doch sein kann. Ein ekelhaft ätzender, vor Zynismus und Bitterkeit triefender Pessimist, nur darauf bedacht, seine ach so harte Schale aufrecht zu erhalten, damit nur ja niemand an den zerbrechlichen Kern käme. Blöd nur, dass die Stacheln, die auf der verhärteten Schale sitzen, nicht nur nach außen ragen. Es ist fast schmerzhaft, das selbst niederzuschreiben und noch einmal zu lesen. Ich finde es, auf eine sehr morbide Art, extrem faszinierend, wie ein emotionaler Zustand, eine rein psychische Wahrnehmung, einen physisch erlebbaren, tatsächlich spürbaren Schmerz auslösen kann, wie zum Beispiel Druck auf der Brust oder einen Stich im Brustbereich, ein flaues Gefühl im Magen, das einem sämtlichen Appetit nimmt, oder einem glatt den Atem nehmen kann. Das selbst zu erleben ist weniger faszinierend, denn unangenehm, nichtsdestotrotz zeigt es doch die eigentliche Stärke der menschlichen Psyche. In manchen Momenten sollte ich froh sein, dass sie nicht noch stärker ist. Ebenso sehr könnte ich mich selbst permanent ohrfeigen, nur würden dann die Flecken in meinem Gesicht unschöne Fragen aufwerfen. Die Blicke kenne ich nur zu gut und vermeide derartiges also. Bloß unauffällig bleiben.
Ich denke, und ich behaupte sogar allen Ernstes, dabei, ziemlich im Gegensatz zu meinem sonstigen Auftreten, nicht zu übertreiben, dass ich durchaus berechtigt die Behauptung aufstellen kann, in den bisher erlebten Beziehungen kein besonders passabler oder auch nur aktiver Partner gewesen zu sein. Allzu meist zeichnete ich mich dadurch aus, meine Freundin lediglich als ein Anhängsel zu betrachten, auf sie herabzusehen oder gar gänzlich zu ignorieren (mit letzterem machte ich besonders auf Feiern (Hochzeiten!) von mir reden...). Natürlich kenne auch ich das Sprichwort "Hinterher ist man immer schlauer". Dies wissend sollte man annehmen, ich wäre vielleicht lernfähig, würde mich oder mein Verhalten sogar verändern. Nur ist mir diese Übertragungsleistung bisher nicht gelungen. Immerhin ist mir schon der Schritt der Selbsterkenntnis geglückt und ich kann mich aufgrund dessen richtig schön scheiße fühlen. Nur zurecht, wie ich meine. Manchmal wünsche ich mir ein paar Klone von mir für meinen Keller. Einfach, um mal der ganzen aufgestauten Wut Luft machen zu können. Allerdings hätte ich wiederum wenig Lust, dauernd die Sauerei in Ordnung bringen zu müssen.
So oder so, ich bitte hiermit ganz öffentlich um Verzeihung. Untypisch für mich, ich weiß. Ein weiterer Fehler meiner Person. Mir ist bewusst, dass sich Fehler aus der Vergangenheit nicht ungeschehen machen lassen. Ebenso sehr weiß ich, dass sich manche Dinge nicht vergeben lassen können, um nicht in Vergessenheit zu geraten, aus der Gefahr heraus, wiederholt zu werden. Dennoch ist dies ein Versuch, durch das Veröffentlichen dieser Dinge, die in mir vorgehen, mich zu einem winzigen Teil eben davon zu befreien. Ob es klappt oder nicht, wird sich zeigen müssen. Dem Egoisten in mir ist es auch egal, wie die Reaktionen hierauf ausfallen werden. Ich könnte mir vorstellen, dass es ein wenig schockierend wirken mag. Doch es fühlt sich an, als würde ich permanent auf den Scherben, in denen ich so vieles zurückgelassen habe, herumkauen und es wird der Tag kommen, an dem ich einen großen Schwall geronnenen Blutes kotzen werde. Es ist nicht unbedingt so, als würde ich diesen Zeitpunkt herbeisehnen. It's a little like kicking my own teeth in, and considering the "enjoyment" I feel being at the dentist's, it is not quite the pleasure. Even though somebody said one should not weep for roads untraveled, I am still pulling this through. One thing I had to figure out over time is that I am by far not the "lone wolf" kind of guy I often pretended to be. For every time I told myself to not be in need of anybody by my side, I was wrong, so very, very wrong. There is a good reason why I cannot stand the silence of my home and I turn on the music as fast as I can whenever I get back to my flat. Nur wenig ist schmerzhafter als die drückende Stille, die sich manchmal anfühlt wie unendlich viele Schreie in einem brüllenden Crescendo vereint. Die Disharmonie lässt grüßen. Es hat schon einen Grund, warum ich vor längerer Zeit mal einen Nickname namens Lord_Solitude hatte. In one word, it explains pretty much how I feel inside at times. Just so hollow, so... lonely, simply put. Like there is nobody who really understands me all the way, completely, who really ever will fill the gap I feel in my chest. That connection would have to go all the way through to me, piercing all the shitty shell I built, totally skin deep. Actually, I am a little bit afraid, because I have not the slightest idea what might happen to me in that moment. Still, I guess it would be more than worth the risk trying it.

Das ist jetzt doch schon wieder ganz schön lang geworden. Und man mag es als leicht emotional interpretieren können. Auch meine Neigung zur Verbindung von Musik und Emotionen habe ich wieder zur Genüge zum Ausdruck gebracht. Provokative Aussagen ist man von mir wahrscheinlich gewohnt, dennoch bin ich gespannt, ob und wenn ja, welche Reaktionen dieser Post hervorrufen mag. Hoffentlich muss ich nicht glücklich darüber sein, mich gerade in etwas weiterer Entfernung aufzuhalten...

Und ja, Teile dieses Posts sind unter Einfluss von Alkohol entstanden. Wem das seltsam vorkommen mag, dem empfehle ich ausdrücklich, sich mal ein paar Interviews mit Stephen King zu Gemüte zu führen. Mal davon abgesehen hätte ich die eine oder andere Sache sicher niemals in der Art niedergeschrieben. Wie ich an anderer Stelle schon mal erwähnte, Alkohol wirkt als Emotionsverstärker, nur eben ohne die Garantie, dass es in die richtige Richtung wirkt.