Dienstag, 2. Dezember 2014

Marlow Briggs - Held wider Willen

Marlow Briggs and the Mask of Death fängt wie manch ein Abenteuerfilm auf einer Ausgrabungsstätte an. Dort besucht der gleichnamige Protagonist des Spiels seine Freundin, die für einen zwielichtigen Klischee-Asiaten aztekisch anmutenden Ruinen untersucht und dort gefundene Texte übersetzt.
Gleich im Intro wird Mr. Briggs allerdings getötet - sozusagen Game over vor der ersten Spielminute. Dank der Wahl der Mordwaffe kommt Marlow allerdings als eine Art heiliger Krieger wieder zurück und wird von nun an begleitet vom Geist eines ehemaligen aztekischen Gott-Königs, der gerne und oft das Spielgeschehen kommentiert. Die Waffe, mit der Marlow selbst getötet wurde, ist magisch und darüberhinaus im Laufe des Spiels wandelbar, so lässt sich später auf Tastendruck von der Doppelsichel auf eine Art Peitschenwaffe umschalten. Noch dazu lernt Marlow insgesamt vier Maya-Zauber, die sich, wie auch die Waffenarten, je zweimal hochstufen lassen, um zum Beispiel den Schaden zu erhöhen.
Das Spiel sieht dabei gar nicht mal schlecht aus (ich war wirklich überrascht) und macht auch ansonsten keine schlechte Figur. Die Geschichte ist bewusst trashig und geradlinig gehalten, die Charaktere sind allesamt comichaft überzeichnet wie auch die Actionszenen. Gerade am Anfang explodiert ständig alles mögliche um die Spielfigur, was bisweilen an überzogene Actionfilme aus den Achtzigern erinnert. Die sehr cool gemachten Zwischensequenzen in der Spielengine sind nicht animiert, sondern zeigen Kamerafahrten um Standbildaufnahmen, die sich durch geschickte Perspektivenwahl bei den Fahrten immer wieder verändern und so die Action auf ihre Weise einfangen.
Die Kämpfe sind schön fetzig und das Trefferfeedback stimmig, die dazugehörigen Sounds lassen es ordentlich krachen. Durch die verschiedenen Waffenarten lässt sich der Kampfstil minimal anpassen: Gehe ich lieber mit der Peitschenwaffe auf Distanz oder mache ich ordentlich Schaden mit der langsamen Hammervariante? Auch die Zauber machen anständig Krach und lassen schnell den Combo-Zähler in die Höhe schnellen. Einziges Manko bei der Verwendung der Magie: Bei einem Einsatz eines Zaubers leert sich (fast) die gesamte Mana-Leiste, sodass man entweder eine der verstreuten blauen Masken einsammeln oder genügend Gegner verdreschen muss, um wieder zaubern zu können.
Wie die Geschichte sind auch die Level sehr linear und bieten abseits des Weges nicht viel zu entdecken. Oft sind ein paar Erfahrungspunkte mehr oder eher weniger gut am Wegesrand versteckt, dazu gibt es zwölf Sammelobjekte, die ebenfalls oft leicht auffindbar sind (erst recht, wenn man sich immer mal wieder ein bisschen umsieht). Zu den linearen Levels gesellen sich ein paar sogenannte "Challenges", die später auch separat vom Hauptmenü aus anwählbar sind. Dabei gilt es entweder in Moorhuhn-Manier Helikopter vom Himmel zu holen oder auf einer Strecke leuchtendende Orbs in möglichst kurzer Zeit einzusammeln.
Gestern Abend habe ich mit dem Spiel angefangen und hatte es in der Nacht schon beendet, trotz einiger Wiederholungen an der einen oder anderen Stelle. Von der reinen Spielzeit her kann man Marlow Briggs also mit einem sehr langen Actionfilm (oder einer Reihe von Filmen) vergleichen. Lässt man sich hier und dort etwas weniger Zeit oder braucht ein paar Wiederholungen weniger, ist das Spiel in ein ganz paar Stündchen vorbei. Dafür, dass ich das gute Stück in einem Steam-Sale für ganze 99 Cent abgegriffen habe, wurde ich mehr als gut unterhalten. Alleine die Unterhaltungen zwischen Marlow und dem Geist des Azteken-Königs sind schon für etliche Lacher gut. Wer unkomplizierte und witzig inszenierte, bunte Action mag, sollte definitiv zugreifen, auch für (derzeit) 4,99 € immer noch ein echtes Schnäppchen!

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