Eine in vielerlei Hinsicht einzigartige und außergewöhnliche Erfahrung – sollte ich meine vergangene Japanreise in einem Satz zusammenfassen, wäre eben dieser Satz das Ergebnis. Auch wenn es für manchen banal klingen mag, trifft es doch zu.
Nach knapp zweieinhalb Monaten Aufenthalt im Land der aufgehenden Sonne und einigen schon vermittelten Erlebnissen, Eindrücken und Erfahrungen in vorausgegangenen Posts möchte ich dem noch ein persönliches Resümee hinzufügen. Gerade in der letzten Zeit war ich aus dem einen oder anderen Grund ein wenig schreibfaul, sodass jüngere Ereignisse erst jetzt ihre Niederschrift erfahren.
Ich hegte schon immer eine latente Begeisterung für die Inselgruppe vor der Ostküste des asiatischen Großkontinents. Mal von einem meiner größeren Hobbies, dem Eintauchen in fantastische, virtuelle Welten, abgesehen, konnte auch der eine oder andere Animé meine Aufmerksamkeit gewinnen. Darüber hinaus sind viele Merchandise-Produkte, wie zum Beispiel Soundtracks, nur in Japan erhältlich. Aber auch neben diesen eher modernen Erzeugnissen aus dem fernsten Osten fasziniert mich unter anderem klassische japanische Architektur mit ihrem Pagodenstil, Mythen und Legenden über alte Kaiserreiche und ihre Samurai, die der unseren in einigen Bereichen doch fernen Kultur und nicht zuletzt hatte (und hat nach wie vor) die japanische (Schrift-) Sprache ihren ganz eigenen, wenn auch hoch anspruchsvollen Reiz.
An meiner Begeisterung für Japan, und ich denke das ist aus den bisherigen Posts auch schon mehr als deutlich geworden, hat sich nichts geändert – zumindest nicht in eine negative Richtung. Im Gegenteil, obwohl ich überglücklich bin, nach fast einem Vierteljahr Auslandsaufenthalt am Stück wieder in meine angestammte Heimat zurückgekehrt zu sein, verließ ich Nihon, wie das Land in seiner Sprache heißt, doch auch mit einem kleinen bisschen Wehmut.
Ich kann nicht umhin, den Japanern eine gewisse Liebenswürdigkeit anzuhängen. Während meines Aufenthalts bezeichnete ich das japanische Volk des Öfteren als die Erfinder der Höflichkeit und meinte dies durchaus nicht immer als Scherz. Mehr ge- und bedankt als in Japan wird wohl nirgendwo auf der Welt. Im Gespräch mit einem Verkäufer fällt wohl nur selten seitens des Verkäufers ein Satz, in dem nicht mindestens einmal das typische arrigatou gozaimasu fällt, was soviel wie „vielen Dank“ heißt. Selbst für das Stellen einer einfachen Frage wird sich bedankt und wenn die Antwort nicht bekannt sein sollte, grob doppelt so oft entschuldigt. Das scheint auf den ersten Blick völlig übertrieben und mag auf uns Europäer (und damit meine ich gar nicht nur die etwas „schrofferen“ Norddeutschen) sogar abschreckend wirken, aber zum Einen gewöhnt man sich mit der Zeit daran und zum Anderen hat es meiner Meinung nach auch sehr viel mit gegenseitigem Respekt zu tun – ein Aspekt, der gerade in unseren Breitengraden allzu oft eher vom Aussterben bedroht zu sein scheint. Ich jedenfalls konnte mich damit gut arrangieren und sah kein Problem darin, auch wenn ich selbst mich bestimmt viel zu selten bedankt habe, nach japanischen Standards gemessen.
Auf der anderen Seite zeichnen sich Japaner durch einen sturen Pragmatismus aus, der hin und wieder Zweifel an der Lebensfähigkeit einzelner Personen aufkommen lassen kann. Während der Arbeit wurde das besonders deutlich an einem Beispiel, das ich kurz umreißen möchte. Die Ausgangssituation war wie folgt: Unsere Maschine war bereits zum allergrößten Teil fertig und wir erwarteten mit den Monteuren unserer Schwesterfirma, welche die geschnittenen Riese verpackt, die Ankunft ihrer Maschinen. Geliefert wurden diese in großen Holzkisten, die außerhalb der Maschinenhalle abgeladen und dann dort hinein verfrachtet werden mussten. Der Weg führte durch zwei Rolltore mit einer Steigung, dann nach circa 40 Metern nach rechts durch ein weiteres Rolltor in die Halle, wo sie nach weiteren 25 Metern eine Linkskurve machten, um an ihrer vorläufigen Abladeposition zu landen. Alles in allem kein wirkliches Problem, zumal genügend Helfer mit entsprechendem Gerät vor Ort waren. Doch hatten die sich ihre ganz eigenen Vorstellungen davon gemacht, wie sie die Kisten den Weg entlang schaffen konnten, die sich natürlich nicht gänzlich mit denen unserer Kollegen deckten. Solange alles einigermaßen voranging war das nicht weiter tragisch, doch gerade das letzte Stück, also die Linkskurve, bereitete dann gleich bei der ersten, großen Kiste Kopfschmerzen und Schweißausbrüche. Unglücklicherweise führte der Weg an diesem Punkt zwischen zwei Hallenteilen entlang, war also per Kran nicht erreichbar. Das bedeutete, die Kiste musste per Gabelstapler, Hubwagen und / oder Panzerrollen bewegt werden. Noch dazu musste sie um 90° nach links gedreht werden, um gleich in der korrekten Ausrichtung zu stehen. Ein scheinbar endloser Prozess brach an, trotz der geballten Kraft von zig Helfern und unseren Kollegen. Die Schwierigkeit bestand im Endeffekt darin, dass die japanischen Helfer nicht die Vorschläge und Anweisungen unserer Kollegen umsetzen wollten, sondern stur ihren Weg weiterverfolgten, selbst wenn der nicht sehr erfolgreich verlief. Hätten sie auf unsere Kollegen gehört, käme das dem Eingeständnis der eigenen Fehlbarkeit gleich (noch dazu einem gaijin, einem Fremden, gegenüber), was einen Gesichtsverlust zur Folge hätte – ein absolutes Ding der Unmöglichkeit. So zog sich der Kistentransport Stunde um Stunde über den Tag, so manches Mal zu unserem Amüsement (der Staplerfahrer hatte seinen Spitznamen „Klaus“ recht schnell), schlussendlich waren aber am Ende des Tages doch alle Kisten in der Halle angekommen. Die Kollegen unserer Schwesterfirma waren zwar nun gesichtslos den Helfern gegenüber, aber wie einer der beiden es formulierte: “I don’t care, they’re just contractors.“
Im Gegenzug dazu erlebte ich persönlich die allermeiste Zeit nur Gutes. Davon abgesehen, dass ich Geld ohne Ende für Merchandise und ähnliches hätte ausgeben können (wenn ich denn soviel Geld hätte und den Platz zum Transport der Einkäufe) und der grundsätzlichen, erlebten Höflichkeit der Japaner mir gegenüber muss ich gestehen, dass es mir japanische Frauen angetan haben. Nicht nur des vorherrschenden Kleidungsstils in Form von mehr oder weniger kurzen Röcken mit Strümpfen oder Strumpfhosen wegen – und mir gefällt diese Kombination schon sehr – sondern ganz generell ob einer gewissen Grazilität (laut Duden gibt es das Wort wirklich), die manchmal schon an Zerbrechlichkeit zu grenzen scheint. Darüber hinaus zeichnen sich Japanerinnen fast ausschließlich durch lange und vor Allem glatte, dunkle Haare aus. Eine insgesamt sehr schöne Komposition in meinen Augen, die in Tokyo schon kurzzeitig überreizt wurden.
Zu dieser Tatsache gesellte sich noch die Feststellung, dass meine eigene Optik für japanische Verhältnisse scheinbar nahe an dem einen oder anderen Ideal lag, zumindest wenn ich so mancher Bemerkung glauben darf. Das Wort „handsome“ fiel erstaunlich oft in Bezug auf meine Person und auf die Spitze getrieben wurde das dann noch durch (nicht ganz ernst zu nehmende) Vergleiche mit Jack Sparrow (Johnny Depp) und Will Turner (Orlando Bloom). In jedem Fall war das schon immer ein gewisser Ego-Boost, was sich sehr angenehm auf mein Selbstbewusstsein auswirkte. Mittlerweile habe ich den Kinnbart und die Haare wieder ein Stück kürzer, allerdings nicht wieder so kurz wie vorher. Mal sehen, was mir da noch so in den Sinn kommt. So oder so nehme ich mich selbst weitaus positiver wahr und schaue wieder etwas lieber in den Spiegel. Ich denke, ich werde Japan bis zum nächsten Besuch schon ein bisschen vermissen.
Aus diesem Grund werde ich auch versuchen, mich für eine geplante Aktion der Japanischen Tourismusbehörde zu bewerben, bei der es darum geht, an 10.000 ausländische Touristen Freiflug-Tickets zu verschenken. Bedingung dabei ist, dass man von seinen Erlebnissen berichtet, möglichst online und es wird sogar die Möglichkeit eines Blogs explizit aufgeführt – was für mich sowieso selbstverständlich gewesen wäre mittlerweile. Insofern warte ich gespannt auf Neuigkeiten zu dieser Aktion, derzeit ist noch keine endgültige Entscheidung zur Umsetzung gefallen.
Zum Abschluss noch eine kleine Übersicht all der Dinge, die ich mir während meines Aufenthalts in Japan zugelegt und mit nach Hause gebracht habe:
Ausgeschwärzt sind lediglich ein paar Mitbringsel, die noch nicht bei dem jeweiligen Empfänger angekommen sind, bei Abgabe werde ich das Bild weiter enthüllen.
Unglaublich, dass ich all das mitbekommen habe...
Zum Abschluss noch eine kleine Übersicht all der Dinge, die ich mir während meines Aufenthalts in Japan zugelegt und mit nach Hause gebracht habe:
Ausgeschwärzt sind lediglich ein paar Mitbringsel, die noch nicht bei dem jeweiligen Empfänger angekommen sind, bei Abgabe werde ich das Bild weiter enthüllen.
Unglaublich, dass ich all das mitbekommen habe...
Ja, die netten Japanerinen... exotisch... gleich nach Alex durchaus als zweite Wahl denkbar ;)
AntwortenLöschenAber auch sonst ein entdeckenswertes Land :)
Zum Rest: Zu Recht! :)