Dienstag, 12. Juni 2012

I climbed to the pinnacle of heaven to fight the ultimate terror

Die Credits von Diablo III laufen tatsächlich länger als der gesamte Endkampf und das Outro zusammen dauern... und dann gibt's nicht einmal ein Achievement fürs komplett ansehen - das konnte sogar House of the Dead: Overkill besser! ... Das musste einfach mal gesagt werden.

Mittlerweile bin ich auch schon zum zweiten Mal in Akt 2 angelangt auf dem nächsthöheren Schwierigkeitsgrad (Albtraum). Der Unterschied ist doch schon spürbar, gerade wenn ich etwas länger gespielt habe und / oder leicht nachlässig oder müde bin. Dann beißt meine Dämonenjägerin doch schon des Öfteren ins virtuelle Gras. Immerhin ist die "Strafe" dafür weit milder als noch im zweiten Teil.
Apropos Unterschiede und zweiter Teil: Ich musste im Verlauf des Spielens immer wieder feststellen, dass trotz der ja nicht gerade geringen Entwicklungszeit von weit über einem Jahrzehnt (Diablo II erschien 2000) sich ein klein wenig Enttäuschung breit machte, wenn auch auf recht hohem Niveau.
Zum Einen bieten die Umgebungen kaum wirkliche Überraschungen, die Charakterklassen sind auch nicht unbedingt einen Innovationspreis wert und selbst das Kernelement des Spiels, das Jagen nach immer besserer Ausrüstung, will gefühlt nicht so flüssig greifen wie im direkten Vorgänger.
Der erste Akt spielt, ganz klassisch und der Serientradition folgend, in der Gegend um Tristram und sogar zum Teil in der aus dem ersten Spiel bekannten Kapelle. Damit ist aber auch klar, dass sich das zugrunde liegende Tileset wenig bis eher nichts neues bietet, sondern lediglich Abwandlungen und aufgehübschte Versionen bekannter Gebiete. Für den Einstieg völlig in Ordnung, ist es ja auch nett gemacht und durch gewisse Zufallselemente bei jedem Spiel(neu)start leicht abgeändert. Das folgende Kapitel spielt dann in der Wüste, doch Moment, hatten wir das nicht schon, und das sogar ebenfalls im zweiten Akt? Ja, und zwar in Diablo II, nur das dieses Mal eben nicht Lut Gholein, sondern Caldeum als Ausgangspunkt gewählt wurde und die ägyptische Mythologie scheinbar nicht mehr als Ideenlieferant bereitstand. Der dritte Akt folgt dann gewissermaßen dem fünften Akt (also der Erweiterung Lord of Destruction) des zweiten Teils in das Gebiet um den Arreat. Ehemals Berg, nun gigantischer Krater, in den man dann auch hinabsteigt und der infernalische Gebiete präsentiert - die ebenfalls schon mehrfach thematisiert wurden. Vor dem Abstieg geht es durch belagerte Schneegebiete, um den Armeen von Azmodan die Stirn zu bieten - been there, did that, mag mancher denken. Auch Baal belagerte den Arreat schon mit seinen Armeen, die man, sich den Berg hinaufkämpfend, nach und nach dezimierte. Und das Gefühl, dabei Teil einer großen Belagerung zu sein, stellte sich damals weit eindeutiger heraus, wozu der Soundtrack sein Übriges tat. So bekommt man lediglich mit den Hohen Himmeln in Akt 4 wirklich neue Umgebungen zu Gesicht. 25%. Ein Viertel. 0,25 eines ganzen. Das ist nicht gerade viel für zwölf Jahre, die vergangen sind seit Teil 2.
Von dem Barbar, Hexendoktor, Zauberer, Dämonenjäger und dem Mönch sind auch keine grundlegenden Neuerungen zu erwarten. Sicher spielen sich die Charaktere durch neue / andere Fähigkeiten und die generelle Änderung des Skill-Systems anders als vorangegangene Iterationen. Dennoch lassen sich zumindest Vergleiche herstellen. Zauberer gibt es schon seit Teil eins, genauso wie Krieger, die sich in Teil 2 in den Paladin und den Barbaren aufspalteten. Eine Schurkin, die dann zur Amazone wurde, komplettierte das Helden-Dreigestirn des ersten Teils. Zu den bereits genannten vier Klassen aus Diablo II kamen noch ein Totenbeschwörer sowie im Add-On der Druide und die Assassine hinzu. Barbar und Zauberer wurden dann namentlich übernommen, der Totenbeschwörer wurde in Richtung Voodoo abgewandelt zum Hexendoktor, aus einer Mischung von Amazone und Assassine wurden die Dämonenjäger geboren und der Paladin musste seine Rüstung ablegen und Kung Fu lernen. Im Westen also weiter nichts neues.
Dass mir das Jagen und Sammeln weniger Spaß macht als vor zwölf Jahren, mag an mehr als einem Faktor liegen. Zum einen an der tatsächlich nicht so flüssig laufenden Sammelei, zum anderen daran, dass sich mein ganz persönlicher Anspruch an Spiele im Laufe der Jahre verändert hat. Außer Frage steht, dass ich mittlerweile Spiele favorisiere, die eine Geschichte erzählen - je epischer, je besser. Darüberhinaus hat sich bei mir ein gewisser Sättigungsgrad an Fantasy eingestellt, sodass ich bevorzugt in Richtung Science-Fiction abwandere. Nun trifft aber weder das eine, noch das andere auf Diablo III zu. Sicher, die dünne Geschichte, die das Spiel erzählt, ist sehr ordentlich aufbereitet und die Zwischensequenzen sind großartig choreographiert. Letzten Endes aber dient das ganze nur als lockerer Rahmen, der versucht wird, durch die gute, alte Suchtspirale auszufüllen. Zum Jahrtausendwechsel hatte ich nur viel eher das Gefühl, das meine Sammelwut belohnt würde. Immer mal wieder fand ich ein brauchbares neues Ausrüstungsstück, einen Edelstein, eine Rune oder ein Juwel (die letzteren beiden erst ab dem Add-On). Nun gibt es noch Ausrüstung und Edelsteine - die dafür aber in insgesamt 14 (in Worten: Vierzehn!) Qualitätsstufen. Um einen Edelstein einer nächsthöheren Stufe herstellen zu können, benötigt man jeweils drei Edelsteine der darunterliegenden Qualitätsstufe und eine gewisse Summe an Goldstücken, die natürlich ebenfalls größer wird, je höherwertig die Edelsteine werden. Ginge man davon aus, nur Edelsteine der schlechtesten Stufe zu finden, bräuchte man knapp 1,6 Millionen davon, um einen einzigen Edelstein der höchsten Qualität herzustellen. Außerdem würde dieser Vorgang geschätzte 42 Millionen Goldstücke kosten. Nicht mal eben ein Schnäppchen! Zum Vergleich: In Diablo II gab es ganze fünf Qualitätsstufen, dafür aber drei Edelsteinsorten mehr (Saphire, Diamanten und Schädel wurden in Teil 3 gestrichen) und das Verbinden von anfänglich sechs, später ebenfalls drei Edelsteinen zu einem höherwertigen war dank des Horadrim-Würfels sogar kostenfrei.
Als ausgesprochener Fan von guten Soundtracks waren auch meine Ohren ein wenig enttäuscht. Die musikalische Untermalung ist stets stimmig und unaufdringlich, aber eben auch nicht eingängig. Die mittlerweile dritte Version des Tristram-Themes ist ja nur mehr ein Remix und andere Stücke stechen leider nicht so sehr für sich hervor. Ich kann mich erinnern, dass der zweite Serienteil das deutlich besser machte. Als besonders herausragend ist mir dabei nach wie vor die Belagerung von Harrogath im Gedächtnis geblieben. Im Zusammenspiel mit dem hervorragenden Score fühlte man sich wirklich als Held in einer großen Schlacht. Insgesamt zeichnete sich Diablo II durch einen weit eingängigeren Soundtrack aus, als es jetzt im dritten Teil der Fall ist.
Man darf gespannt sein was zukünftige Patches bringen, selbst größere Änderungen sollte man wohl nicht von vornherein ausschließen. Ich werde wohl den zweiten Schwierigkeitsgrad noch beenden und dann eventuell noch ein paar Sammel-Achievements im einfachen Modus versuchen zu vervollständigen, aber einen weiteren Schwierigkeitsgrad oder einen weiteren Charakter werde ich erstmal nicht anfangen.

Zum Thema warum Diablo III nicht ganz so süchtig macht wie Teil II, ein pseudo-wissenschaftlicher Ansatz (in englisch). Liest sich sehr interessant und es gibt sogar eine Reaktion von Blizzard darauf!

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