Dienstag, 17. Mai 2011

Verfall der Werte

Als ich Samstag in die Stadt fuhr, um für das Brüderchen meiner Patentochter eine Kleinigkeit zum Geburtstag zu organisieren, blieb ein S-Bahnhofbesuch an der Elbgaustraße nicht aus. Generell laufen dort oft viele Gestalten rum, die der ein oder andere mit eher unschönen Titeln bezeichnen würde.
An dem besagten Samstag allerdings schoss ein Mädel über die Skala des schlechten Geschmacks noch hinaus. Folgende Situation (grobe Darstellung): Eine Gruppe von drei, vier Typen, maximal volljährig steht bzw. sitzt miteinander redend rechts von mir. Leute kommen auf den Bahnsteig, warten auf die Bahn. Dann folgt eine kleine Gruppe von Mädchen (ebenso kaum volljährig meiner Beurteilung nach), die an den Typen vorbeigeht. Eines der Mädchen scheint mindestens einen der Typen zu kennen, es kommt zu - nennen wir es mal sehr euphemistisch - Small Talk. Sie fragt, was er so macht, er antwortet in etwa mit "Chillen". Ohne dass sie gefragt wurde, ruft sie zurück, nachdem sie schon ein Stück an ihm vorbeigegangen ist, "Ich geh trinken!" Nicken und mehr oder weniger Gemurmel von seiner Seite.

...

Sind die echt schon so übel drauf, dass sie sich nicht einmal mehr bemühen, das ganze wenigstens als Party zu verkaufen? Oder gehen die wirklich nur noch irgendwo hin, um sich volllaufen zu lassen und nicht, um in erster Linie die Gesellschaft ihrer (fragwürdigen) Freunde zu genießen? Meine Fresse, ich gestehe, ich war ein wenig erschüttert. So kann das nichts werden mit der Zukunft der Menschheit.

Als kleiner Lichtblick machte ich dafür dann später bei C&A eine merkwürdige, aber nicht uninteressante Erfahrung. Während ich so die teilweise echt ziemlich coolen Kinderklamotten in Zwergengröße durchstöberte (unter anderem ein paar echt starke, aber leider zu große Shirts mit Spider-Man oder Spongebob) und auch schließlich bei einer, meiner Meinung nach, recht schnieken Komination fündig wurde, stellte ich fest, dass die Suche nach einem passenden Outfit für den kleinen Mann auf eine seltsame Art und Weise Spaß brachte. Ich kann mir das Gefühl nicht so ganz erklären, aber es war irgendwie ganz witzig und vor allem ein angenehmes Gegengewicht zu der psychischen Erschütterung am Bahnhof vorher.

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